"Zeitzeichen", 1990, Acryl Mischtechnik

Äußere und innere Schönheit

5. Januar 2013

Der Körper und das Gesicht eines Models werden regelrecht mit dem Maßband vermessen um die Entscheidung zur Schönheit zu fällen. Für jeden Zweck ein anderer Körper, für jeden Verbraucher ein anderes Antlitz. Der Möbelpacker mit Muskeln, das Model für Bikinis, weiße Zähne für die Zahnpasta Werbung und das informelle Gemälde für die Rechtsanwaltkanzlei. Wird das Schöne noch schöner, wenn man es oft sieht, wenn man sich daran gewöhnt, wenn man damit lebt? Oder, nur so lange, bis es zu lange ist?

Die majestätische Nordwand eines Bergmassivs ist genauso zerfurcht, wie ein chaotisches Reliefgemälde von Emil Schumacher. Wenn ich unmittelbar davorstehe, vor Beiden, dann bin ich bereits eingetreten und habe es aufgenommen, ja sogar mitgenommen nach Hause, tief in meine Gedanken, tiefer als es die Fotografie vermag. Ähnlich dem Unterschied zwischen Film und Theater, hängt es länger in meinen Gedanken als der flüchtige Blick auf den flachen Bildschirm, der synchron, simuliert, gespiegelt zersplittert. Infiziert von der tiefen Kraft der Rätselhaftigkeit, identifiziert sich die ewige Echtheit zur Schönheit. Wenn man damit lebt? Kann man die Echtheit duplizieren indem man sie malt, indem man sie sich ausmalt und konserviert für immer? Diese äußere Schönheit bleibt nicht. Was bleibt ist die Schönheit der Tat, des Geschehens, des Zulassens. Und kurz darauf ist alles wieder dahin, hinweg. Um im süchtigen, inneren Suchen gefangen zu bleiben.

 Ach, 03.01.2013 (1. Fassung), 04.01.2013 (2. Fass.)
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