Atelier-Situation, Portrait (04.11.2012)

Interview

5. November 2012

 

Diesmal zeichne ich gezielter und weniger spontan an Kopf- und Haarformen, auf größeren Aquarellbögen. Mit einfachen Borstenpinseln wird die flüssige Farbe schwungvoll aufgelegt. Gesichtsdetails werden heute mit kritischen Blicken genauer betrachtet. Die fertigen Blätter, liegen diesmal im Blickfeld um Vergleiche anzustellen.

Nach wie vor aber bin ich immer noch auf der Suche nach eigenwilligen Ansichten, passenden Accessoires um den Kontext zur Person zu finden. Vielleicht hilft ein Hut, eine Federboa oder ein Interview?

Das Modell Gabi, mit ihrem interessiertem, tiefen Blick und dem dunkelbraunem Haar, erzeugt weiterhin geheimnisvolle Stimmung, welche immer noch nach einem kräftigen Rot ruft, nach einem kühlen Dunkelrot vielleicht? Nach einem Schmuckteil auf der Haut?

Fragegespräch

. . . zwischen Modell, Interviewer (G.P.) und Maler entsteht ein experimentelles Fragegespräch
das hier nun wie folgt in Wortfragmenten zitiert wird:

Der Damenhut, wozu und warum? Wann trägt die Dame Hut? Bei Sonne und bei Kälte zum Zweck. Im Fasching zur Verkleidung. Auf der Party und im Casino mit Federboa um chic zu sein. Am Sonntag im Cabrio fliegt der Hut davon? Am Sonntag in Ascot, bei der Aristokratie mit rotem Kir Royal oder Whiskey mit Hut dem „a-scottischen“ Drink. Der Hut macht doch erwachsen? Oder macht er alt? Erwachsen ist das bessere Wort. Dame mit Strohhut oder einem Furcht einflößendem Cowboyhut? Soll sie wie eine Gärtnerin wirken oder soll sie böse sein? Der Hut bringt Schwung und seine Kurve dominiert. Auch im Fasching, gewinnt man Aufmerksamkeit mit ihm. Aber, der Rest dazu muss passen (Stöckelschuhe).

Kopf hoch! Der Schatten kommt und geht mit dem Hut. Er macht etwas Verruchtes, von unten, aus der Krempe heraus. Oder ist es der Blick, der aus dem Schatten des Hutes kommt? Das Gesicht wird unfreiwillig oben dunkler. Ein Schleier legt sich über den Blick, Züge werden weicher und das Kantige verschwindet. Nicht einschlafen! Jetzt Vorsicht, dass das Schwarze nicht überhand nimmt und die ganze Soße ins Gesicht läuft! Schüttlasuren sind eben ein Wagnis für den Mutigen. Denn auch dieser Hut ist schwarz. Die Nacht kommt langsam näher draußen, da passt das dunkelkühle Lippenrot und ein Pigmentstaub, der Silber glitzert, auf die rätselhafte Boa. Der Mund, ja, der Mund profitiert vom Hut, das ist klar.

Dutt. 04.11.2012 (1. Fassung von G. P.); Dutt. 05.11.2012 (2. Fass. G. P. & G. Reil)
Textauszug aus dem Buch „ Portrait – dynamisch“ (2012)

 

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