Anflug Zakynthos (2011)

Flugangst

11. November 2012

Sehr langsam klappen alle Flachbildschirme, synchron, geräuschlos aus dem Nichts der Kabinendecke in ihre senkrechte Stellung. Der Film erwacht aus seiner Ruhestellung und erregt Gefälligkeit. Der Sitz erzittert vom Düsencheck und paart sich mit den Szenen auf dem Schirm, wo rote Stewardessen, weisend, winken mit den Armen, elegant. Angeschnallt, die Finger steif verkrallt in Lederlehnen. Der Jetstrahl presst die Körperteile steil nach oben, völlig ausgeliefert und vibrierend, in den Himmelsthron.

Sind die Sitze gut verschraubt? Die Flügel draußen, viel zu dünn? Die Blicke bündeln sich, auf einen kleinen, dunklen Riss dort!! Der sich, Gott sei Dank, wie ein Wunder, hydraulisch wieder schließt. Was macht der Kapitän im Mittelgang da vorne? Ob im Cockpit jemand sitzt? Es scheint, es ist zur Gänze leer, denn das ganze Flugzeug, plötzlich kippt nach links! Und statt des Fallschirms, nur Tüten, griffbereit im Vorderfach, zur Errettung dienen. Was gäbe man, auf festem Boden sitzend, jetzt im Beichtstuhl, alles zu bereuen. Warum muss das Ende gleich noch sein, so kurz vorm Urlaub, wohlverdient? Selbst am Bildschirm, Mr. Bean, vergeht das Lachen, in Erschrecken Kulleraugen groß. Doch, es war wohl eine Kurve nur, in der Luft. Kurven in der Luft? Wozu?  . . .

Zakynthos, 27.09.2011, Text Nr.38 (1. Fassung); Dutt. 11.11.2012 (2. Fass.)
Textauszug aus dem Buch "Im Dasein der Sinne" (2012)

 

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